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Lagerkomplex und Zwangsarbeit
Bis zum Jahre 1940 umfasste das Lager ein Areal von mindestens 150 x 300m, umgeben von einer 4m hohen Mauer, auf der ein mit Starkstrom geladener Stacheldraht angebracht war. Innerhalb der Mauern befanden sich ein Holzbau mit Dusch- und Küchenanlagen sowie insgesamt 18 Baracken, von denen zwölf zur Unterbringung der Gefangenen dienten. Im Verlauf der folgenden Jahre wurde das Frauenlager mehrmals erweitert - u.a. bis Mitte 1942 um die erste Barackenreihe des sogenannten „Neuen Lagers“ -, so dass es Anfang 1945 32 Wohnbaracken umfasste - darunter sieben Krankenblöcke.


Barackenkomplex im KZ Ravensbrück

Mit den ab 1943 steigenden Häftlingszahlen verschlechterten sich die sanitären und hygienischen Bedingungen im Frauenlager zunehmend. Ab Anfang 1944 betrug die Belegung in vielen Häftlingsbaracken das Dreifache, teilweise das Vierfache der ursprünglich vorgesehenen Anzahl. Als die Kapazitäten der Baracken endgültig überschritten waren, ließ die Lagerleitung für die zahlreichen Einlieferungen im Spätsommer/Herbst 1944 zwischen den Blöcken 24 und 26 ein etwa 50m langes Zelt aufstellen. Ohne Decken, auf nur durch eine dünne Strohschicht bedecktem Boden wurden hier bis zu 3 000 Frauen zusammengepfercht, was eine überdurchschnittliche Anzahl von Todesopfern zur Folge hatte. Überdeutlich spiegelte sich die kontinuierliche Verschlechterung der Lebensbedingungen im Frauen-KZ Ravensbrück auch in der Verpflegung der Häftlinge wider, deren Qualität und Quantität immer geringer wurde. Im Jahre 1940 wurde mit dem Aufbau des sogenannten „Industriehofes“ begonnen, der in der Folgezeit ständig erweitert wurde und die SS-eigene Texled beherbergte. Deren Werkstätten setzten sich bis 1945 aus folgenden Abteilungen zusammen: drei Schneidereien, eine Zuschneiderei, ein Lager für Schneiderbedarfsartikel und Stoffe, eine Kürschnerei, eine Reparaturwerkstatt, eine Weberei, eine Strickerei und eine Rohrmattenflechterei. Im September 1942 waren etwa 60 % aller weiblichen Häftlinge (4 000 - 5 000) bei der Texled im Einsatz. In der Landwirtschaft wurden weibliche Häftlinge sowohl in einem SS-Unternehmen, der „Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung GmbH“ (DVA), eingesetzt als auch an private landwirtschaftliche Betriebe in der Umgebung „vermietet“.


Zwangsarbeit: Häftlinge des KZs Ravensbrück bei Erdarbeiten

Ab Mitte 1942 änderte sich der Arbeitseinsatz der Häftlinge entscheidend, als auch in Ravensbrück damit begonnen wurde, KZ-Häftlinge in der Rüstungsindustrie zu beschäftigen. Ab August 1942 arbeiteten weibliche Gefangene in Fertigungsstätten des Elektrokonzerns Siemens & Halske in unmittelbarer Nachbarschaft des Lagers. Im Dezember 1944, als bereits etwa 2 200 Häftlinge in den 20 Fabrikhallen beschäftigt waren, wurden zusätzlich sechs Wohnbaracken - das sogenannte „Siemenslager“ - direkt neben den Werkshallen errichtet. Ab 1943 setzte sich eine andere Variante durch. Anstatt die Produktionsstätten direkt neben, oder in die Nähe der Konzentrationslager zu verlagern, begann die SS damit, zahlreiche Außenlager in der unmittelbaren Nähe von Rüstungsbetrieben zu errichten. Damit wurde Ravensbrück zum Stammlager und zu einer Drehscheibe und Durchgangsstation für das schnell wachsende System von Außenlagern für weibliche KZ-Häftlinge. Anfänglich waren fast alle der auf „reichsdeutschem“ Boden errichteten Außenlager für weibliche Häftlinge dem KZ Ravensbrück unterstellt. Dies änderte sich mit der Umstrukturierung des Außenlagersystems im Herbst 1944, als ein Großteil der bislang Ravensbrück unterstellten Außenlager für weibliche Häftlinge den nächstgelegenen Hauptlagern (hauptsächlich Buchenwald, Flossenbürg und Sachsenhausen) zugeordnet wurde. Zu den größten Ravensbrück durchgehend unterstellten Außenlagern gehörten Neubrandenburg (Mechanische Werkstätten Neubrandenburg, Flugzeugteile), Malchow (Dynamit AG, Munitionsfabrik) und Barth (Heinkel-Flugzeugwerke).