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Lageralltag
Der Lageralltag vollzog sich für die Häftlinge nach einem normierten,
präzise geregelten Tagesablauf, in dessen Mittelpunkt militärisch ausgerichteter
Drill stand. In seiner repressiven Ausprägung bildeten „Arbeit, Sauberkeit,
Ordnung, Pünktlichkeit und Disziplin“ absolute Dogmen, die durch eine
schier unübersehbare Vielzahl von Anordnungen, Appellen und Strafen brutal
durchgesetzt wurden. So nannte der sog. „Leitende Erzieher“ des Lagers
in einem Vortrag 51 verschiedene Arten von „Disziplinwidrigkeiten“, die
mit dem Strafapparat sanktioniert werden konnten. Dazu gehörten unter
anderem: Beanstandungen bei den zahlreichen Appellformen (Zähl-, Spind-,
Betten-, Sauberkeits- und Geschirrkontrollen), Verstöße gegen die Lagerordnung
(Fluchtversuche, unerlaubte Kontaktaufnahmen), negativ beurteilte Arbeitsleistungen
oder Lebensmitteldiebstähle. Der auf offiziellen und inoffiziellen Sanktionen
und Schikanen basierende Unterdrückungsapparat erfasste dabei akribisch
jede Form abweichenden Verhaltens oder der Resistenz der Häftlinge. Neben
dem Entzug von Vergünstigungen und den angewandten Ordnungsstrafen wurden
vor allem der Essensentzug, das „harte Lager“, das Strafstehen über mehrere
Stunden sowie die Stockhiebe und der sog. „Strafsport“ von den Häftlingen
als besonders schmerzlich empfunden. Wie in den anderen KZ, so stand auch
in Moringen die bedingungslose Ausnutzung der Arbeitskraft bei völlig
unzureichender Verpflegung und mangelnder medizinisch-hygienischer Versorgung
im Vordergrund. Der
10- bis 12stündige Arbeitseinsatz der Häftlinge erfolgte vorwiegend für
Rüstungszwecke bzw. zur Aufrechterhaltung der Kriegsmaschinerie. Aber
auch in der Landwirtschaft oder beim Autobahnbau arbeiteten die Häftlinge
des Jugend-KZ, u.a. für Konzerne wie Wayß & Freitag. Der weitgehend untertariflich
festgelegte und zwischen SS und Firmen vertraglich fixierte Lohn wurde
von den Unternehmen an die SS überwiesen. Von diesem Entgelt haben die
Betroffenen bis zum heutigen Tag keinerlei Zahlungen erhalten. Die Ausbeutung
der jugendlichen Arbeitskraft sicherte damit sowohl der SS - durch die
Einnahmen aus dem Arbeitslohn - als auch den Unternehmen und Firmen erhebliche
Profite und ein ständig auswechselbares Kontingent billiger Arbeitskräfte.
Vor dem Hintergrund, dass im Jahr 1942 die Zahl der Todesfälle im Lager
aufgrund der mangelhaften Verpflegung zunahm und in der Folgezeit keine
wesentliche Verbesserung der Lage eintrat, ist festzuhalten, dass zumindest
von Seiten der SS auch der mögliche Tod der jungen Häftlinge billigend
in Kauf genommen wurde.

Der Autobahnbau
in der Nähe Nörten-Hardenbergs oder die
Zwangsarbeit in der Munitionsanstalt Volpriehausen gehörten zu den
vielen Arbeitskommandos des Lagers

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